Am 31. Mai 2025 wurde in Wuppertal ein außergewöhnliches, religiöses und kulturelles Ereignis gefeiert: das farbenprächtige Sri Navathurgadevi-Tempelfest. Dieses ist ein bedeutendes tamilisch-hinduistisches Fest zu Ehren der mächtigen Göttin Sri Navathurgadevi – einer Manifestation der Göttin Durga. Sie wird als Schutzpatronin, Zerstörerin des Bösen und Spenderin von Gnade und Kraft verehrt.
Spirituelle Farbenpracht in Wuppertal – Fotografen der Fotokunst Dortmund e.V. zu Gast beim Sri Navathurgadevi-Tempelfest
Auf Einladung von Panujan Naguleswaran, einem langjährigen ehrenamtlichen Mitglied, nahmen Ingo, Benno und Jörg-Ilja an der Veranstaltung teil. Ausgestattet mit Kameras begleiteten sie die Gläubigen bei ihrer beeindruckenden Prozession durch die Straßen Wuppertals rund um den Tempel.
Das Wetter zeigte sich an diesem Tag von seiner besten Seite: Strahlender Sonnenschein und sommerlich warme Temperaturen schufen ideale Bedingungen für das Fest und ließen die bunten Saris, die leuchtenden Blumenkränze und die glänzenden Metallgefäße der Teilnehmerinnen noch intensiver erstrahlen.
Tempelwagen der Göttin Durga
Foto: Ingo Langner
Im Zentrum der Prozession stand der Tempelwagen, auf dem das Bildnis der Göttin Durga prachtvoll geschmückt durch die Straßen gezogen wurde. Tamilische Musiker begleiteten die Prozession und erzeugten mit Doppeltrommeln (Thavil) und Flöten (Nadaswaram) treibende Rhythmen und eine trance-artige pulsierende Stimmung.
Besonders auffällig und bewegend war die große Zahl von Frauen, die mit großer Konzentration rückwärts vor dem Tempelwagen gingen, während sie kunstvoll geschmückte Milchgefäße (Paalkudam) auf dem Kopf festhielten. All dies sind Zeichen tiefer religiöser Hingabe, verbunden mit dem Wunsch nach göttlichem Schutz, Fruchtbarkeit, Gesundheit oder Danksagung für erfüllte Gelübde.
Ebenso eindrucksvoll waren die Kavadi-Tänze, bei denen einige männliche und eine weibliche Gläubige kunstvoll gestaltete Holzgestelle – sogenannte Kavadis – auf ihren Schultern trugen. Diese Gebetslasten waren aufwendig geschmückt und wurden unter intensiver körperlicher Anstrengung durch die Straßen getragen. Besonders eindringlich waren die Piercings, mit denen viele Männer ihre Haut auf dem Oberkörper, Wangen oder Zunge durchbohren ließen.
Selbstkasteiung eines Kavadi-Tänzers
Foto: Ingo Langner
Einige Tänzer wurden sogar über Haken durch die Haut auf dem Rücken und daran befestigten Schnüren geleitet – ein körperlich wie spirituell aufwühlendes Ritual. Diese Form der Selbstkasteiung wird im Glauben der Teilnehmenden als Akt der Buße, Reinigung und Hingabe verstanden. Die rhythmischen Bewegungen der Tänzer in tranceähnlichem Zustand in Verbindung mit dem südindischen Musizieren verwandelten den Straßenraum in eine vibrierende Zone spiritueller Ekstase. Die gezeigte Selbstüberwindung und der Schmerz werden nicht als Leiden, sondern als spirituelle Opfergabe erlebt – ein Zeichen tiefster Verbindung mit der Gottheit und Ausdruck eines unerschütterlichen Glaubens.
Ein Moment höchster Hingabe offenbarte sich in der Gestalt eines einzelnen Mannes, der sich mit einer Kokosnuss in den Händen den gesamten Weg der Prozession über den heißen Asphalt rollte – eine Form der radikalen Selbstaufopferung und spirituellen Reinigung. Die Kokosnuss symbolisierte dabei das menschliche Ego, das im Opferakt gebrochen und der Göttin dargebracht wird.
Für uns Fotografen war diese Erfahrung weit mehr als nur ein visuelles Spektakel – es war ein tief berührendes Erlebnis spiritueller Ausdruckskraft, kultureller Vielfalt und menschlicher Hingabe. In unseren Bildern werden nicht nur Farben, Gesichter und Bewegungen sichtbar, sondern auch Emotionen, Rituale und ein gelebter Glaube, der weit über äußere Formen hinausreicht.
Hinter den Kulissen
Foto: Ingo Langner
Besonders hat uns nach der Prozession die nette Einladung zum gemeinsamen Essen in den Tempelhallen gefreut. Einzige Bedingung: Schuhe ausziehen! So bekamen wir eine reichliche Portion aus dem Reistopf der Opfergaben, ein schmackhaftes, scharfes, vegetarisches Essen, welches Prasadham genannt wird. In der großen Halle waren wir die Exoten und fühlten uns bald zufrieden gesättigt und beheimatet auf dem indischen Subkontinent.
Das Sri Navathurgadevi-Tempelfest in Wuppertal ist ein eindrucksvolles Zeugnis dafür, wie tamilisch-hinduistische Tradition auch in der Diaspora mit Tiefe, Würde und großer öffentlicher Anteilnahme gelebt wird. Für alle Beteiligten – ob Gläubige, Gäste oder Beobachter – war es ein Tag voller Sinn, Gemeinschaft und spiritueller Kraft, der in Erinnerung bleiben wird.
Galerie
Nachfolgend findest Du eine Auswahl der im Rahmen der Veranstaltung entstandenen Bilder von Ingo & Jörg-Ilja. Klicke ein Bild an, um es im Vollbildmodus zu öffnen.
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Titelbild: Jörg-Ilja Haußmann
Text: Jörg-Ilja Haußmann & Ingo Langner



















