Genauer gesagt ist Daniel Spohn Fotograf, Fototrainer, Vortragsreferent, Autor und Biologe, wie er selbst formulieren würde. Im Saarland gibt er mehrteilige Kurse zur Makro- und Nahfotografie. Unser Mitglied Jörg-Ilja Haußmann berichtet von seinen Erfahrungen zum Schwerpunktthema “Orchideen & Bärlauch”.
Der Workshop “Bliesgau II – Orchideen & Bärlauch” fand vom 21. bis 22. Mai 2022 im saarländischen Biosphärenreservat Bliesgau statt. Ein Erfahrungsbericht von Jörg-Ilja Haußmann.
Einleitung und Anreise
Orchideenwiese im Biosphärenreservat Bliesgau, Foto: Jörg-Ilja Haußmann
Am Samstag Vormittag war eigentlich ein Einzelcoaching zum Thema “Kingfisher” angesetzt. Dieses musste der Veranstalter aber absagen, da die Tiere nicht so aktiv waren, wie er sich das erhofft hatte. Außerdem hat es Donnerstag nachts im Oberlauf der Blies so geregnet, dass der komplette Fluss tiefbraun war und der Eisvogel in der aufgewühlten Brühe nicht auf die Jagd gehen konnte.
Also habe ich mich statt am Freitagnachmittag erst am Samstagmorgen nach dem Frühstück auf den Weg ins Saarland gemacht.
Daniel Spohn hatte ich im Juni 2021 während der “Photo & Adventure” im Landschaftspark Duisburg-Nord kennengelernt. Er war dort sehr kurzfristig für einen wegen positivem Coronatest ausgefallenen Seminarleiter eingesprungen. Danach hatte ich noch im selben Jahr seine Workshops “Bliesgau VI – Pilze & Herbstwald” (09. bis 10. Oktober 2021) und “Felsenland – Landschaftsfotografie” (ebenfalls 10. Oktober 2021) besucht.
Die Workshops der Bliesgau-Reihe (I-VI) sind strukturell sehr ähnlich aufgebaut. Es geht immer mit einem eineinhalb- bis zweistündigen Theorieteil los. Hier wird sehr anschaulich erklärt und mit Bildbeispielen untermalt. Da in unserem Workshop nur “Wiederholungstäter” waren, wurde auf den Theorieteil verzichtet, und wir verabredeten uns am Samstag zu 18:00 Uhr auf einem Wanderparkplatz des Biosphärenreservats.
1. Tag – Samstag, der 21. Mai 2022
Lichtreflexe als Gestaltungsmittel in der Nahfotografie, Foto: Jörg-Ilja Haußmann
Ziemlich pünktlich waren dann auch alle Teilnehmer da, den Letzten hat der Veranstalter selbst mitgebracht.
Wir stimmten uns zunächst mit Daniel über die sinnvollen Brennweiten ab. Anschließend packten wir die Rucksäcke und brachen zu einer kleinen Wanderung an eine nahegelegene Hangwiese auf. Nach einer kurzen Einweisung zum Thema “Verhaltensregeln im Naturschutzgebiet” ging es auch schon los. Daniel zeigte uns ein paar Orchideen, und ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich oft zwischen “normalen” Blumen und Orchideen nicht unterscheiden konnte. Wir verteilten uns ein wenig und fingen an zu fotografieren. Daniel ging herum, schaute sich an, was wir so trieben, und machte Bemerkungen oder gab Anregungen, wie er das Motiv angehen würde.
So ging das den ganzen Nachmittag, respektive Abend.
Spannend wurde es noch einmal, als die Sonne hinter der Hecke bzw. Buschreihe am oberen Rand der Hangwiese verschwand. Nun konnte man aus sehr tiefer Position die durch den Bewuchs schimmernde Sonne für Lichtreflexe bzw. Lichtkreise nutzen. Das ist eine der Gestaltungsmöglichkeiten von Bildern, die uns Daniel mit auf den Weg geben wollte.
So waren wir dort beschäftigt, bis die Sonne verschwand.
In regen Gesprächen und Diskussionen der Ereignisse der letzten Stunden, machten wir uns auf die kleine Wanderung zurück zum Wanderparkplatz. Dort verabredeten wir uns für den nächsten Morgen um 5:15 Uhr am nächsten Treffpunkt.
Kurz vor 22:00 Uhr traf ich am Hotel ein, gönnte mir noch ein Feierabendbier und machte mich dann auf in die Koje.
2. Tag – Sonntag, der 22. Mai 2022
Gegenlicht als Gestaltungsmittel in der Nahfotografie, Foto: Jörg-Ilja Haußmann
Gefühlt mitten in der Nacht, völlig zerknittert und dem Eindruck in den Knochen, überhaupt nicht geschlafen zu haben, stand ich 4:30 Uhr auf, duschte, packte den Fotorucksack (Akku- und Kartentausch) und brach kurz nach fünf zum Treffpunkt auf.
Pünktlich waren wir vollzählig und liefen nur wenige hundert Meter den Orchideenpfad entlang, bis wir zu einer großen Wiese kamen, die ringsherum mit Büschen und Bäumen bewachsen war. Man konnte die Sonne noch nicht sehen, uns war aber sofort klar, wieso Daniel diesen Ort gewählt hatte: Die Sonne wird hinter dem Bewuchs aufgehen und durch diesen für einen längeren Zeitraum Lichtpunkte produzieren.
Auch hier wieder das vom Vortag gewohnte Vorgehen: Wir verteilten uns über das Areal, und Daniel besuchte uns reihum, wenn er nicht schon vorher gerufen wurde.
Das Gebiet war etwa zwei bis drei Fußballfelder groß, es führte ein Weg ringsherum, und die größten Teile der Fläche waren nicht zugänglich. Aber es standen genügend Orchideen vom Weg aus zugänglich herum, so dass wir alle ständig am Fotografieren waren. Die Zeit verging wie im Flug.
Gegen 9:00 Uhr setzte mir der fehlende Schlaf so zu, dass ich mich aus der Veranstaltung zog. Ich setzte mich auf eine Bank, genoss den Blick über das Areal, die umliegende Landschaft, und die Wärme der inzwischen voll am Himmel stehenden Sonne.
Etwa eine halbe Stunde später traten wir den Rückweg zu den Autos an, verabschiedeten uns und gingen auseinander. Ich fuhr zum Hotel zurück, deponierte mein Equipment und fuhr in die nächstgrößere Ortschaft zum Tanken und Frühstücken. Im Hotel zurück, holte ich erst noch einmal etwas Schlaf nach.
Ich hatte mich mit einem der anderen Teilnehmer für nachmittags verabredetet. Wir wollten noch einmal losziehen um zu fotografieren. Da das Wetter sich deutlich verschlechtert hatte – es war zugezogen und hatte während meiner Ruhephase auch geregnet -, haben wir dieses Treffen abgesagt. Ich hatte inzwischen begonnen, die Bilder zu sichern und fing an, sie zu sichten und auszusortieren.
Erkenntnisse und Einsichten
An einigen Stellen ist noch Luft nach oben, Foto: Jörg-Ilja Haußmann
Es war wieder einmal ernüchternd, wie viel Ausschuss ich produziert hatte, obwohl die Rahmenbedingungen ideal waren. Aber ich will nicht klagen, im Großen und Ganzen bin ich zufrieden.
Hierzu muss ich erklären, dass es mir bei solchen Aktionen nicht primär um tolle Bilder geht. Das primäre Ziel ist es, aus dem Alltagstrott rauszukommen, mal ein paar Tage weg von allem zu sein und den Kopf so richtig frei zu kriegen. Nebeneffekt ist, dass man oft nette und interessante Leute mit gleichen Interessen und neue Dinge kennenlernt. Dieses Mal war es konkret ein ehemaliger Diplomat, der mir ganz tolle Adressen von Fotoseminar- Anbietern in Nord/Ostdeutschland und im angrenzendem Polen gegeben hat.
Aber natürlich nehme ich auch freudestrahlend tolle Bilder mit, und da sind in den Massen des Aufgenommenen ja doch immer welche dabei, die man vorzeigen kann.
Von Orchideen hatte ich hatte keine Ahnung, und das ist nicht wirklich besser geworden, wobei ich sicher zukünftig noch aufmerksamer auch durch scheinbar triste Gegenden laufen werde.
Von einem Teil der Ergebnisse können Sie sich hier selbst ein Bild machen.
Fototechnisch habe ich natürlich einiges mitgenommen. So z.B., dass in der Nahfotografie – Daniel vermeidet für seine Art der Fotografie den Begriff Makro – einer der Dreh- und Angelpunkte die Schärfeebene ist. Wenn ich dies konsequent beachtet hätte, wären sicher zehn bis zwanzig Prozent des Ausschusses brauchbar gewesen und mindestens so viele statt “nett” wirklich “gut”.
Weiter musste ich einsehen, dass ich meine Resultate vor Ort viel genauer kontrollieren muss, ob sie auch wirklich scharf sind. Hier war eines der Erkenntnisse, dass ich mir eine Brille speziell nur zum Fotografieren zugelegt habe und die künftig immer mit dabei sein wird.
Galerie
Nachfolgend finden Sie eine Auswahl der im Rahmen des Workshops entstandenen Werke von Jörg-Ilja Haußmann. Klicken Sie ein Bild an, um es im Vollbildmodus zu öffnen.
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Titelbild: Jörg-Ilja Haußmann